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Stolperstein Verlegung

Juni 28 @ 10:00 - 11:00

Verlegung eines Stolpersteins für Josef Weißmann in der Bambergerstr. 18

 

Josef Weissmann wurde am 24.9.1886 in Bojan in der Bukowina geboren. Der Ort gehörte zu dieser Zeit zur
österreichischen Monarchie. Er wuchs im nahegelegenen Czernowitz in einer jüdischen Familie auf. Nach dem
Abitur studierte er an der Technischen Universität Wien. Im Jahr 1911 zog er für seine Arbeit nach Deutschland
und arbeite mehrere Jahre in Kassel, wo er seine nicht jüdische Frau Emilie Bergmann kennenlernte. 1919 trat er
in die Allgemeine Transportanlage Gesellschaft (ATG) in Leipzig ein, wo er zum Oberingenieur aufstieg. 1921
heirateten Josef und Emilie in Kassel. Ihr einziges Kind Gerd wurde 1923 in Leipzig geboren. In der Pogromnacht
im November 1938 wurden auch die Fenster ihres Hauses in der Bamberger Straße eingeschlagen. Josef brachte
man nach in das KZ Buchenwald und er wurde wegen seiner jüdischen Herkunft bei der ATG entlassen.

Josef Weissmann hat, obwohl er es besser wusste, nach seiner Entlassung aus Buchenwald im Dezember 1938
seine jüdische Herkunft immer bestritten. Er hoffte, die Nazis in die Irre führen zu können. So behauptete er, in
einer katholischen Familie aufgewachsen zu sein und seit seinem zehnten Lebensjahr ohne Familie in einem
katholischen Waisenhaus gelebt zu haben. Außerdem war er staatenlos und er konnte keine Papiere über seine
Herkunft erbringen. Aus diesem Grund lehnte er es ab, den für Juden vorgeschriebenen Zwangsnamen „Israel“ zu seinem Vornamen hinzuzufügen. Dafür wurde er im Dezember 1942 und im März 1943 zweimal festgenommen. Während seiner Haft erregte dies auch die Aufmerksamkeit der Gestapo, die ihn am 1. Mai 1943 wegen seiner jüdischen Abstammung nach Auschwitz/Birkenau deportierte. Dort lebte er noch einige Monate und bekam die Gelegenheit, drei Postkarten aus Birkenau an seine Frau zu schicken. Josef Weissmann (56 Jahre) kam am 24. August 1943 in Birkenau ums Leben. Es ist nicht klar, warum er nicht wie so viele andere Menschen sofort getötet wurde.

Als Emilie Weissmann nach dem Krieg einen Antrag auf Opferrente stellte, gaben Zeugen zu Protokoll, dass sich
Josef während seiner Tätigkeit bei der ATG immer offen gegen das NS-Regime aussprach und sich unter anderem durch das Verfassen von Flugschriften in den Widerstand einmischte. Josef war als vielseitiger, talentierter und intelligenter Mann bekannt, der neben seiner Arbeit auch als Sänger, Tänzer, Dichter, Kritiker und Übersetzer von Gedichten tätig war. Auch durfte er als Mitglied einer wissenschaftlichen Gesellschaft bei einem Besuch Albert Einsteins in Leipzig einen Vortrag halten.

Gerd Weissmann studierte Anfang der 1940er Jahre in München und musste die Stadt verlassen, nachdem er an
den dortigen Studentenunruhen 1942/43 beteiligt war. 1944 landete Gerd Weissmann als sog. „Mischling I.
Grades“ im Zwangsarbeitslager Osterode (Harz). Menschen aus dem kommunistischen Milieu halfen Emilie Weissmann und ihrem Sohn Gerd, die nationalsozialistische Gewaltherrschaft und den Krieg zu überleben. So zog die 21-Jährige Ursula Grothe in die Bamberger Straße und unterstütze die von den Diskriminierungen der letzten Jahre gezeichnete Witwe. Als Gerd Weissmann im Januar 1945 aus Osterode floh, musste er untertauchen. Mit ihrem Freund, dem niederländischen Zwangsarbeiter Jan Deelstra, versteckte sie Gerd in einem Haus in der Paffendorferstraße. Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte Gerd Weissmann in Berlin und emigrierte nach Amerika. Emilie Weissmann wohnte bis 1960 in der Bamberger Straße und verkaufte dann das Haus, um nach Berlin zu ziehen.

Recherchen und Patenschaft: Jan Deelstra (jun.)

Quelle: http://www.stolpersteine-leipzig.de/#termine

Details

Datum:
Juni 28
Zeit:
10:00 - 11:00
Veranstaltungskategorie:

Veranstalter

Bürgerinitiative Kleinzschocher
Telefon
0341 / 2123877
E-Mail
b.roehner@arsavanti.de
Veranstalter-Website anzeigen

Veranstaltungsort

Bambergerstr. 18
Leipzig, Sachsen 04229 Deutschland Google Karte anzeigen
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